Freitag, 31. Dezember 2010

Newsletter Dezember 2010

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich grüße Sie und Euch ganz herzlich aus Bethlehem. Ich hoffe, dass Sie alle schön Weihnachten gefeiert haben.

Wir werden heute das Jahr 2010 verabschieden. Für einige war das Jahr 2010 ein gutes Jahr und für andere nicht. Für uns Palästinenser haben wir ein schweres Jahr hinter uns, obwohl die Hoffnung auf dieses Jahr damals sehr groß war aber viele waren enttäuscht. Wir sind Gott sehr dankbar für all was ER uns im Jahr 2010 geschenkt hat, für die Kraft um weiter in einer Hoffnungslosensituation doch für Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten. Weiter nach vorne schauen und nicht müde werden, den der Weg für Frieden ist immer noch wie ein Marathon.

Ich wünsche Ihnen und Euch ein gutes und gesegnetes neues Jahr und würde mich sehr freuen im Jahr 2011 Sie alle in Palästina begrüßen zu dürfen.

Wir hören ab und zu von einem Friedensprozess, Verhandlungen und Gesprächen, die da und dort geführt werden. Es wird immer noch vom Frieden geredet, aber gleichzeitig werden in den palästinensischen Gebieten täglich neue Fakten geschaffen. Mehr Land wird enteignet, neue Siedlungen werden gebaut, und unser Land wird täglich mit Strassen, Zäunen und Mauern zerschnitten. Die Hoffnung auf einen Staat mit Souveränität auf Land, Ressourcen und Grenze (3 Grundlagen für einen Staat) sinkt mit der Zeit. Wir Palaestinenser sind wie Schafe ohne Hirte und wissen nicht, wo es lang geht. Wir befinden uns in einer miserablen Situation.

Der Fall betreffend die neuen Abrissbefehle, die wir Ende Mai bekommen haben, liegt immer noch beim Gericht. Die Israelische Militärbehörde hat wieder eine neue Frist (zum dritten Mal) bis zum 2. Januar 2011 bekommen. Bis dahin sollte die Militärbehörde reagieren und ihre Gründe nennen, warum unsere Strukturen zerstört werden sollen. Bis jetzt haben wir noch nicht gehört ob die Sitzung am 2. Januar stattfinden wird oder nicht. Ich habe jetzt einen Anruf vom Anwalt bekommen, die Sitzung am 2. Januar ist verschoben worden.

Der Hügel südwestlich vom Weinberg ist vor kurzem enteignet worden. Neue Verbindungswege zwischen den Siedlungen wurden gebaut und Stromleitungen verlegt. Der ganze Hügel ist bereits unter Siedlerkontrolle. Ein Plan ist, Nahalin mit einem Zaun zu umgeben. Ferner ist der Bau von zwei Straßen geplant, um den Weinberg von allen Seiten abzuschneiden. Falls diese Situation eintreten sollte, so werden wir trotzdem mit ungebrochenem Willen daran festhalten, auf unserem Land zu bleiben. Deshalb arbeiten wir jetzt intensiv daran, um sicher zu stellen, dass der „Tent of Nations Insel“ die nötigen Mittel für eine selbständige Existenz zur Verfügung stehen. Wir müssen juristisch auch weiter kämpfen, um einen Zugang von und nach Bethlehem für uns und für unsere Gäste zu sichern. Dabei brauchen wir Ihre und Eure kräftige politische Unterstützung. Ich werde Sie und Euch über unsere Situation regelmäßig informieren.

In diesem Jahr ebenso wie auch in den vergangenen Jahren haben wir die Infrastruktur auf dem Weinberg verbessert. Nun haben wir Solarstrom und genügend Zisternen, um Regenwasser zu speichern. Wir haben im September eine kleine Weinpresse gekauft und hoffen, ab dem nächsten Jahr beginnen zu können, Wein vom Weinberg zu produzieren. Um Wasser zu sparen, haben wir vier Komposttoiletten gebaut.

In den kommenden Wochen erwarten wir wie jedes Jahr Gruppen und Einzelpersonen aus den USA, Europa, Israel und Palästina, die bei der Baumpflanzaktion helfen wollen. Anfang November haben wir wieder begonnen, neue Felder für unsere Baumpflanzaktion zu kultivieren und vorzubereiten. Das Ziel für dieses und das nächste Jahr ist, 3000 neue Bäume zu pflanzen. Zudem wollen wir mehr Produkte vom Weinberg verkaufen. Ganz herzlichen Dank an alle, die für Bäume gesponsert haben und noch sponsern wollen.

Ferner haben wir einen Geschenkladen mit diversen Kleinigkeiten und Produkten vom Weinberg auf der Farm eröffnet. Der Erlös vom Einkauf der Besucher bedeutet für uns eine Hilfe, die zur Selbständigkeit unserer Farm und des Projektes beitragen soll.

Das Frauenprojekt Bent Alreef läuft ganz gut. Verschiedene Kurse wurden angeboten und waren sehr gut besucht. Jihan hat nun einen Jahresplan erstellt, der neben Computer- und Englischkursen Angebote von Workshops und anderen Aktivitäten beinhaltet. Wir haben mit der landwirtschaftlichen Schulung für Frauen begonnen. Bent Alreef braucht Frauen, die im Projekt helfen können. Mehr Infos sind zu finden unter www.tentofnations.org

Tent of Nations ist immer sehr erfreut, die vielen Gruppen und Besucher willkommen zu heißen, die ständig kommen und gehen, um unseren Weinberg und das Land kennen zu lernen. Bis heute haben uns 4756 Gäste aus verschiedenen Ländern besucht. Es wäre schön, wenn sich die Anzahl der Gäste für nächstes Jahr verdoppeln würde.

Auch viele Volontäre haben im Projekt gearbeitet. Ganz herzlichen Dank an die Zivis und an alle Volontäre, die mitgeholfen haben.

Wir wollen Sie und Euch herzlich danken für die Begleitung im Jahr 2010 und für die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit. Hier sind unsere Projekte für das Jahr 2011, Sie sind herzlich willkommen diese Projekte zu unterstützen:

1. Einmalige Finanzhilfe für die Infrastruktur, eine Hilfe zur Selbsthilfe:
Erste-Hilfe-Raum: 800 Euro
Werkstatt: 12.000 Euro
Neue Küche: 5000 Euro
Gerichtskosten: 14.000 Euro

2. Wir suchen Sponsoren für unsere Programme für 2011:
Baumpflanzaktion: 10 Euro für einen Baum
Sommercamp: 150 Euro für ein Kind für zwei Wochen
Frauenarbeit: 200 Euro für jedes Semester
Tierfarm: 20 Euro für ein Tier für einen Monat.

Unsere Vision ist die Einrichtung eines Mini Berufsausbildungs-Zentrums mit verschiedenen Bildungs- und Praxis-Kursen für Jugendliche und Kinder. Am Anfang liegt der Schwerpunkt im Bereich Landwirtschaft und dann bei alternativen Energien, wir haben schon mit den ersten Plänen begonnen. Es soll die Möglichkeit bestehen, das ganze Angebot zu erweitern.

Unser Ziel ist, das Projekt Tent of Nations innerhalb von 3 bis 5 Jahren in die totale finanzielle Unabhängigkeit zu führen. Wir laden Sie und Euch ein, das Projekt weiterhin zu unterstützen, denn dies bedeutet für uns eine Hilfe zur Selbsthilfe. Wir wollen an unseren Visionen festhalten, vorwärts schauen, auf das beste hoffen aber auch realistisch bleiben und in kleinen Schritten weitergehen.

Unabhängig von der politischen Situation wollen wir fortfahren, die neue Generation auf eine bessere Zukunft vorzubereiten und Menschen motivieren, eine aktive Rolle in ihrer Gesellschaft zu spielen. Wir wollen stets die Hoffnung am Leben erhalten, unsere Stimme für Gerechtigkeit erheben, die Friedensbotschaft weiter geben und immer wieder sagen:

“ wir weigern uns, Feinde zu sein“. Glaube, Hoffnung und Liebe sind die Fundamente unserer Arbeit.

Zum Schluss möchte ich allen an diesem Projekt Beteiligten ganz herzlich für die Begleitung sowie die ideelle und finanzielle Unterstützung danken. Ganz herzlichen Dank für diese Hilfe, die zur Selbsthilfe führt. Herzlichen Dank für Ihre und Eure Solidarität und einen guten Start ins Jahr 2011.

Ihr und Euer
Dahoud Nassar
31. Dezember 2010.

Tent of Nations
–People Building Bridges-
P.O.Box 28, Bethlehem
Palestine
Tel: +972 (0)2 274 30 71
Fax: +972 (0)2 276 74 46
Mobile: +972 (0)522 975 985
E-mail: dnassar@tentofnations.org
E-mail: info@tentofnations.org
www.tentofnations.org

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